Autoren
Felix Schwörer, Nachhaltigkeitsmanagement
Johannes Schwörer, Geschäftsführer
»Nachhaltigkeit darf kein Imagethema sein, es muss in der Unternehmens-
DNA verankert sein. Dafür benötigt es außerordentliche Anstrengungen,
die sich aber auch bezahlt machen.«
Kapitel
1. Die Grenzen des Wachstums – Unternehmen in der Pflicht
2. Unsere Geschichte – wo kommen wir her
3. In Kreisläufen denken
4. End-of-Life Management
5. Nachhaltigkeit fängt bei den Menschen an
6. Harte Fakten statt blumiger Worte – unsere Zertifizierungen
7. Keine Zeit, um auszuruhen – der Weg zu Net-Zero
8. Unsere Learnings – kurz und knapp
9. Mehr zum Buch „ESG – Made in Germany: Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie für deutsche Familienunternehmen“
Die Grenzen des Wachstums – Unternehmen in der Pflicht
Die Industrialisierung, der politische Wandel und die Lehren aus zwei Weltkriegen hat in den letzten 270 Jahren dafür gesorgt, dass es – insgesamt – der Bevölkerung in Europa, aber auch auf den anderen Kontingenten so gut geht wie nie zuvor. Die Weltbevölkerung ist auf 8,01 Mrd. Menschen angewachsen (um 1800 lag diese bei 1 Mrd. Menschen). Aber der durch die Industrialisierung erzeugte CO2-Ausstoß und die wachsende Bevölkerung haben natürlich Auswirkungen auf unsere Welt. Rohstoffe, Boden, Wasser und Luft stehen nicht unbeschränkt zur Verfügung. Der Umwelt- und Klimaschutz muss unter diesen Aspekten eine zentrale Bedeutung in unserem Denken bekommen, sonst zerstören wir unsere eigene Lebensgrundlage. Auch wenn bereits viel über diese Themen geredet und auch viele Verbesserungen vorgenommen wurden, so bedarf es doch für die Zukunft noch deutlich konsequentere Umsetzungen. Natürlich zählen auch die kleineren Schritte, aber ohne eine ganzheitliche Änderung werden unsere Bemühungen nicht ausreichen. Also müssen wir alle nach Lösungsmöglichkeiten suchen, Wege finden – erfinden – und aufzeigen, dass Wohlstand und Umweltschutz sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern sogar in Einklang zu bringen sind und gebracht werden müssen. Hier sind neben der Politik auch die Unternehmen in der Pflicht, verantwortungsbewusst voranzugehen und vorzuleben, wie umweltbewusstes und generationengerechtes Wirtschaften ganzheitlich funktionieren kann. Wir bei SchwörerHaus sind schon einige Jahrzehnte auf diesem Weg und wir versuchen, durch eine nachhaltige Unternehmenskultur alle Mitarbeitenden in die Verantwortung zu nehmen.
Unsere Geschichte – wo kommen wir her
Unser Familienunternehmen, das heute rund 1800 Beschäftigte an bundesweit sieben Standorten hat, wurde 1950 als Baustoffhandel gegründet.
Zunächst waren wir reine Baustoffhändler, doch damals – nach dem Krieg – war Material schwer zu erhalten, weshalb wir schnell in die Produktion von Baustoffen (Steinabbau, Betonproduktion und schließlich Holzverarbeitung) eingestiegen sind. Später haben wir uns auch mit eigenen Wohnungslüftungsanlagen (wegen der Wärmerückgewinnung) und mit eigenen Computern und EDV-Programmen (Vorfertigung und Logistik) auseinandergesetzt.
Im Lauf unserer über 70-jährigen Firmengeschichte haben wir also zahlreiche Dinge angepackt und Innovationen vorangetrieben. Nicht immer war die Zeit dafür schon reif. Viele Patente und zahlreiche Auszeichnungen, letztlich aber der wirtschaftliche Erfolg belegen aber, dass die bearbeiteten Themen schon die richtigen waren. Gerade im Bereich Umweltschutz haben wir vor vielen Jahren festgestellt, dass dies nur mit einem echten Systemansatz funktioniert, und auch nur, wenn unsere Belegschaft dabei voll integriert ist. Deshalb haben wir vor 25 Jahren mit dem ersten EMAS-Audit am Firmensitz in Oberstetten auf der Schwäbischen Alb die Weichen gestellt – hin zu einer durchdachten Produktion und nachhaltigen Produkten. Seither konnte man kontinuierlich beobachten, wie Maßnahmen und Innovationen im Sinne der Nachhaltigkeit beschlossen und umgesetzt wurden. Zahlreiche Zertifizierungen begleiten seit Jahren die stetige Weiterentwicklung. Auszeichnungen, wie der Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg 2020, sind Belohnung und Motivationsschub zugleich.
In Kreisläufen denken
Wichtig bei allen Entwicklungen ist eine hohe Fertigungstiefe und die Bereitschaft, Dinge, die am Markt nicht angeboten werden, im Zweifelsfall selbst zu machen.
So hilft es uns, dass alle Häuser vom Keller bis zum Dach aus eigener Produktion stammen. Als Hauptbaumaterial setzen wir auf den nachwachsenden Rohstoff Holz, der überwiegend aus PEFC-zertifizierter, nachhaltiger Forstwirtschaft aus Wäldern im Umkreis von etwa 60 Kilometern um den schwäbischen Firmensitz stammt. Das garantiert sehr kurze Transportwege, eine geringe Umweltbelastung und stärkt die Wirtschaftskraft der Region. Im firmeneigenen Holzwerk wird das heimische Holz ohne chemischen Holzschutz zu qualitativ hochwertigen Bau- und Werkstoffen veredelt. Zwischen 40 und 60 % des veredelten Holzes findet beim Bau der Schwörer-Häuser Verwendung, der andere Teil der Holzprodukte geht unter der Marke SchwörerHolz in den Fachhandel. Auf automatisierten Fertigungsanlagen entstehen aus den Holzprodukten die Bauteile für energieeffiziente und ökologische Holzfertighäuser – unter strengen Qualitätsvorgaben. Entsprechend dieser Logik sind die anfallenden Holzreste keinesfalls Abfall, sondern wertvoller Rohstoff für die ökologische Energieversorgung des Werkes in Hohenstein-Oberstetten. Alle im Betrieb anfallenden Resthölzer werden in einer Kaskadennutzung entweder der stofflichen Verwertung zugeführt (hauptsächlich Papier- und Pelletsindustrie) oder im unternehmenseigenen Biomasseheizkraftwerk zur Energieerzeugung genutzt. Kommunen und Bürger aus den umliegenden Gemeinden liefern pro Jahr bis zu 100 Tonnen Grüngut an, die ebenfalls im Zuge einer ökologischen Kreislaufwirtschaft genutzt werden. Das Kraftwerk läuft rund um die Uhr mit 9,2 Megawatt installierter elektrischer Leistung und 39,75 Megawatt thermischer Leistung. Das Ergebnis ist eine CO2-neutrale Energieversorgung, die den Produktionswärme- und Heizbedarf des Werks in Hohenstein-Oberstetten deckt. Für dieses Konzept zur Abwärmenutzung am Firmensitz wurde Schwörer 2021 als einer der 100 Betriebe für Ressourceneffizienz ausgezeichnet. Darüber hinaus wird Ökostrom aus dem Biomasse-Kraftwerk und mehreren Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Produktionshallen ins Stromnetz eingespeist. Dieser Aspekt ist Teil der Schwörer-Strategie, die Umweltbelastungen durch ein nachhaltiges Produktionskonzept über den gesamten Produktlebenszyklus vom Baumstamm bis zum fertigen Haus so gering wie möglich zu halten.
End-of-Life Management
Auch über die Produktion hinaus gilt immer die Prämisse, endliche Rohstoffe zu schützen. Deshalb müssen die Baulösungen von morgen langlebig und kreislauffähig designt und produziert sein. Hier setzen wir bei SchwörerHaus auf ein erprobtes Konzept. In den ersten fünf Jahren ist der Kundendienst für die Betreuung verantwortlich. Anschließend steht der eigene Modernisierungsservice ein Leben lang als Ansprechpartner zur Verfügung. Durch optimal abgestimmte Modernisierungsmaßnahmen kann so die Nutzungsphase verlängert werden.
Die Holztafelbauweise und andere technische Konstruktionslösungen wie der Einsatz von Schraubverbindungen machen einen möglichen Rückbau und anschließenden Wiederaufbau an einem anderen Ort einfach. Kommt es irgendwann zum endgültigen Rückbau, können die Bauteile größtenteils in ihre Bestandteile zerlegt werden. Hierbei wird versucht, die Baustoffe wieder zurück in den Kreislauf führen zu können. Denn grundsätzlich gilt es, Abfallmengen zu reduzieren (reduce). Entweder finden wir Wege, die Baustoffe weiterzuverwenden, anstatt sie wegzuwerfen (reuse) – unsere Priorität –, oder wir geben den Baustoffen, die wir nicht mehr brauchen, einen neuen Sinn (recycle). Wie wir diesen Kreislauf bei Rückbau und Recycling von Häusern in Holzfertigbauweise weiter optimieren können, prüfen wir mit der Hochschule München im Projekt »Rural Mining«. Hier steckt der Teufel im Detail, denn es sind viele Zulieferanten mit den jeweiligen Materialien genau zu prüfen und zu katalogisieren. Wir sind uns sicher, dass der Weg zu bewältigen ist. Dafür liegt in den nächsten Jahren aber noch viel Detailarbeit vor uns.
Nachhaltigkeit fängt bei den Menschen an
Nachhaltigkeit fängt bei den Menschen an. Sie sind letztlich entscheidend dafür, ob die Transformation gelingt oder nicht. An ihnen liegt es, ob der nachhaltige Gedanke in der Unternehmenskultur verankert werden kann oder nicht. Damit soll aber keinesfalls die Verantwortung auf die Mitarbeitenden abgeschoben werden. Vielmehr soll verdeutlicht werden, wie wichtig es ist, die eigene Belegschaft mit an die Hand zu nehmen.
Bereits unser Firmengründer Hans Schwörer hat jede Entscheidung unter der Prämisse getroffen: Gut für die Mitarbeiter, gut für die Region, gut für das Unternehmen. An diesen Werten wird seither konsequent festgehalten. Die Ausrichtung wird zwar Top-down von der Geschäftsführung vorgegeben, Verantwortlichkeiten sind jedoch auf alle Mitarbeiterebenen verteilt. So werden die installierten Umweltschutzsysteme von allen Mitarbeitern mitgetragen und kontinuierlich verbessert. Zur Umsetzung haben sich aus den einzelnen Abteilungen freiwillige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Mitglieder des Betriebsrates für das Engagement in der sogenannten »Nachhaltigkeitsgruppe« gemeldet. Sie wollen vor Ort gezielt ihre Kollegen unterstützen. Ziel ist es, in jeder Abteilung kontinuierlich aktiven Umweltschutz und Gesundheitsschutz zu betreiben. Über die Jahre wurde so in dem Bereich Nachhaltigkeit ein großes Know-how aufgebaut.
Besonders wichtig: Auch die jungen Menschen im Unternehmen mit ins Boot zu nehmen! Deshalb sind wir zahlreiche Schulkooperationen eingegangen. Und klar, als großer Arbeitgeber in der Region bilden wir pro Jahr etwa 80 Jugendliche in 18 Berufen aus. Dabei findet vor allem das abwechslungsreiche Ausbildungskonzept hohen Anklang. Seit 2012 arbeiten die Auszubildenden in bunt gemischten Projektgruppen an den verschiedensten nachhaltigen Projekten, den sog. GreenCard-Projekten. Ziel war es von Anfang an, die Projektorientierung mit der nachhaltigen Firmenausrichtung zu koppeln und Projekte zu finden, die das aufgreifen. Zudem sollen alle Auszubildenden, unabhängig davon, welchen der 18 Berufe sie erlernen, an den Projekten mitwirken können.
Ein Projekt der ersten Stunde ist beispielsweise der Schwörer-Azubiwald – ein 1,6 ha großes Waldstück, in dem die Azubis für die Pflege zuständig sind. In dem naturbelassenen Mischwald erleben sie die Besonderheiten des Lebensraums Wald über die verschiedenen Jahreszeiten hinweg, denn zahlreiche große und kleine Waldtiere, Vögel und Insekten leben dort. In verschiedenen Aktionen für die Schulklassen unserer zehn Kooperationsschulen bringen sie den Schülern Flora und Fauna des typischen schwäbischen Naturwaldes nahe. 2014 nahm man am Projekt
»Unternehmen und Biologische Vielfalt im Biosphärengebiet Schwäbische Alb« und der Potentialanalyse für eine naturverträgliche Gestaltung des Firmengeländes teil. Daraus entstand noch im selben Jahr das GreenCard-Projekt »Bienen«. Die Gruppe baute einen Schaubienenkasten, mehrere Bienenkästen und einen Bienenlehrpfad mit Barfußpfad auf dem Werksgelände. Seitdem werden jedes Jahr Kindergärten und Grundschulen dorthin eingeladen. Mitarbeiter genießen in der Vorweihnachtszeit den selbst kreierten Honigpunsch und können den Schwörer-Honig erwerben.
Mithilfe der GreenCard-Projekte gelingt es, bereits die Jüngsten für den Umweltschutz zu sensibilisieren. Nur so ist es möglich, Nachhaltigkeit langfristig in der Unternehmenskultur zu verankern.
Harte Fakten statt blumiger Worte – unsere Zertifizierungen
In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Unternehmen das Siegel der Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben und sich (scheinbar) den ESG-Kriterien verpflichtet. Dies kommt nicht überraschend, schließlich werden die Verbraucher in Bezug auf ihren Konsum immer sensibler. In ihre Konsumentscheidung beziehen inzwischen viele das Kriterium der Nachhaltigkeit mit ein. Doch wie erkenne ich ein nachhaltiges, klimafreundliches Unternehmen? Gehen wir nach der Werbung vieler Unternehmen, scheint diese Frage überflüssig. Dabei ist die Nachhaltigkeitskommunikation in Wahrheit oft sehr oberflächlich und nicht überprüfbar.
Wir bei SchwörerHaus setzen deshalb seit vielen Jahren auf harte und validierbare Fakten. Mit harten Fakten meinen wir dabei Kennzahlen, Eigenvalidierungen und Fremdzertifizierungen. Das schafft Transparenz und untermauert blumige Worte mit überprüfbaren Fakten. Alles andere führt nicht zu einer nachhaltigen Weiterentwicklung.
EMAS
Seit 1997 führt SchwörerHaus erfolgreich ein validiertes Umweltmanagementsystem gemäß EMAS (früher EG-Öko-Audit). EMAS ist ein Instrument für Unternehmen, die ihre Umweltleistung kontinuierlich verbessern wollen, und das über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Im Rahmen der EMAS- Validierung wird jährlich eine Umwelterklärung veröffentlicht. Darin werden die aktuellen Kennzahlen zu wichtigen Kernindikatoren vorgestellt.
Klimaschutzunternehmen
SchwörerHaus ist seit 2011 Mitglied im Verband der Klimaschutzunternehmen, einem Zusammenschluss von Unternehmen, die sich mit ihren ambitionierten Zielen dem Klimaschutz verpflichten. Als Mitglied im Verband bekennt man sich zu den klimapolitischen Zielen Deutschlands und unterstützt die Politik aktiv bei dem Erreichen dieser Ziele.
WIN-Charta
Im Jahr 2017 unterzeichnete SchwörerHaus die WIN-Charta der Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit (WIN). Mit der Unterzeichnung der WIN-Charta geben die WIN-Charta-Unternehmen ein klares Bekenntnis zu ihrer ökonomischen, ökologischen und sozialen Verantwortung ab. Sie versprechen, die zwölf Leitsätze der WIN-Charta einzuhalten und ihre Nachhaltigkeit weiter zu steigern. Alle zwei Jahre muss dem Umweltministerium ein ausführlicher Bericht über die aktuelle Lage und die zukünftigen Ziele in Bezug auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit vorgelegt werden.
Klimabündnis Baden-Württemberg
Ende 2020 wurde SchwörerHaus in das Klimabündnis BW aufgenommen. Durch den Beitritt zum Klimabündnis setzt man sich ehrgeizige Ziele und bekennt sich öffentlich zu der Absicht, klimaneutral zu werden, den Gesamtenergieverbrauch zu reduzieren und alle Produkte möglichst frei von Kohlenstoffdioxid herzustellen.
Klimaschutz Holzindustrie
SchwörerHaus trat 2021 als erstes Unternehmen der Initiative Klimaschutz Holzindustrie bei. Wer der Klimaschutz-Initiative des HDH beitritt, bekennt sich zu den festgelegten Leitlinien für eine nachhaltige und klimafreundliche Entwicklung. Die Unternehmen verpflichten sich weiter, ihre CO2-Emissionen regelmäßig überprüfen zu lassen und nach Möglichkeit zu reduzieren.
Sentinel Haus und TÜV Rheinland
2015 startete die Zusammenarbeit mit dem Sentinel Haus Institut und dem TÜV Rheinland zur Überprüfung der Schwörer-Häuser auf deren Raumluftqualität. Mit diesem Engagement war man in der Branche auch das erste zertifizierte Fachunternehmen für gesünderes Bauen und Sanieren. Gesünderes Bauen wurde dafür in die kompletten Planungs- und Bauprozesse der Häuser integriert.
PEFC
Die Waldzertifizierung nach den Standards von PEFC basiert auf den sehr strengen Richtlinien für die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern. Trägt ein Produkt aus Holz das PEFC-Siegel, dann heißt das: Die gesamte Produktherstellung – vom Rohstoff bis zum gebrauchsfertigen Endprodukt – stammt aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung! Bei SchwörerHaus sind dementsprechend alle Produkte der Holzindustrie (KVH, BSH, 3-Schicht- platten, Schnittholz und Nebenprodukte) PEFC-zertifiziert.
Keine Zeit, um auszuruhen – der Weg zu Net-Zero
Das langjährige nachhaltige Engagement von SchwörerHaus in Bezug auf den Umwelt- und Klimaschutz hat Anfang 2021 seinen vorzeitigen Höhepunkt erreicht. Als eines von wenigen Unternehmen in der Baubranche konnte man durch die Kompensation der nicht vermeidbaren Emissionen die Klimaneutralität ausweisen. Die in oben erwähnten zahlreichen Zertifizierungen im Bereich der Nachhaltigkeit haben diesen Weg geebnet.
Mit der branchenunabhängigen Nachhaltigkeitsberatungsgesellschaft Focus Zukunft wurde aufgrund der Initiative des Hauptverbandes der Deutschen Holz- und Kunststoffindustrie (HDH e. V.) Ende 2020 erstmals eine CO2-Bilanz für den Firmensitz in Oberstetten, gemäß dem Greenhouse Gas Protocol (GHG), erstellt. Nach Angaben von Focus Zukunft liegt Schwörer als mittelständisches Unternehmen im ländlichen Raum im Vergleich mit anderen Unternehmen in dieser Größe und Branche bereits im »sehr guten Bereich«.
Den Grundstein für die tolle CO2-Bilanz am Firmensitz in Hohenstein-Oberstetten legte der geschlossene ökologische Produktionskreislauf. Durch ein nachhaltiges Produktionskonzept kann über den gesamten Produktlebenszyklus, vom Baumstamm bis zum fertigen Haus, die Umweltbelastung so gering wie möglich gehalten werden. Dabei sind vor allem das eigene Sägewerk mit der Verarbeitung des Hauptbaumaterials Holz sowie das eigene Biomasse-Heizkraftwerk als wertvoller Energie- und Wärmelieferant Voraussetzung für das gute Ergebnis. Letztendlich ist es die außergewöhnlich hohe Fertigungstiefe, die unseren Firmensitz auszeichnet und so die gute Basis schafft.
Bei der Bilanzierung wurde neben den durch Eigenerzeugung und den Bezug von Energie anfallenden Emissionen in Produktion und Verwaltung auch der Kraftstoffverbrauch des eigenen Fuhrparks (Scope 1 und 2) berücksichtigt. Ebenso wurden die Emissionen für die in der Wertschöpfungskette vorgelagerten Tätigkeiten Geschäftsreisen, Arbeitswege, Abfallaufkommen etc. ermittelt (Scope 3). Der Scope 3 ist somit nicht vollständig erfasst. Uns war bewusst, dass die vollständige Erfassung unserer Lieferkette und des End-of-Life Managements nicht sofort möglich sein wird. Und trotzdem war es uns wichtig, alle Daten zu erfassen und zu veröffentlichen, die wir ohne größere Vorlaufszeit ermitteln konnten, um unseren Status quo zu kennen. Diese Bilanz ist keinesfalls beschönigend, solange man als Unternehmen klar kommuniziert, dass es sich um eine vereinfachte CO2-Bilanz handelt, die über die kommenden Jahre laufend erweitert und vervollständigt wird. Von Jahr zu Jahr lernen wir im Unternehmen dazu und passen unsere Bilanz entsprechend an. Es ist schlicht und einfach nicht möglich, sofort eine allumfassende Bilanz veröffentlichen zu können – deshalb wartet nicht bis ihr die scheinbar perfekte Bilanz vor euch liegen habt. Aus unserer Sicht ist es wichtiger, ins Handeln zu kommen und den Worten auch Taten folgen zu lassen.
Die erstmalige Bilanzierung unserer Emissionen war der Anfang eines neuen Kapitels. Die Hintergründe sind uns allen bekannt. Bis zum Jahr 2045 möchte Deutschland gemäß dem Klimaschutzgesetz mit allen seinen Sektoren klimaneutral sein. Der Weg dorthin wird alles andere als einfach und lässt keine Zeit, sich auf vergangenen Erfolgen auszuruhen.
Mit der Fragestellung, wie der Weg zu Net-Zero funktionieren kann, beschäftigen wir uns seit einigen Monaten sehr intensiv. Es gibt eine Fülle an Möglichkeiten, die aktuell genauestens unter die Lupe genommen werden. Denn neben dem ökologischen Nutzen müssen die Maßnahmen auch ökonomisch und sozial Sinn ergeben. Ob sich eine Maßnahme eignet, lässt sich dabei nur durch das Ausprobieren herausfinden – auch hier gilt es, ins Tun zu kommen. Das Wichtigste dabei: Geduldig bleiben und handeln!
Auch für diesen Punkt haben wir ein Praxisbeispiel. Eine eigene Wasserstoffproduktion mit Nutzung im eigenen Schwerlast-Fuhrpark steht aus ökologischen Gesichtspunkten aktuell hoch im Kurs. Da diese Variante jedoch momentan aus ökonomischer Sicht noch nicht sinnvoll erscheint, suchen wir in landes- und bundesweiten Initiativen gemeinsam mit weiteren Unternehmen nach Lösungen. So waren wir beispielsweise Gründungsmitglied des IHK-Netzwerks »Wasserstoff« im Jahr 2021. Wir beteiligen uns auch aktiv an dem »HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland«-Projekt der Bundesregierung. Mit dem Wettbewerb HyLand bietet das Bundesministerium für Digitales und Verkehr Regionen in Deutschland die Möglichkeit, ganzheitliche Konzepte zu entwerfen und damit den Aufbau von Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie vor Ort zu erreichen. Eine dieser Regionen ist der Landkreis Reutlingen mit ausgewählten Unternehmen wie Bosch, ElringKlinger und SchwörerHaus. Die HyLand-Unternehmen bilden mit Politik und Gesellschaft eine sog. Akteurslandschaft und entwickeln erste Konzeptideen zu den Themen Wasserstoff und Brennstoffzellen in den Bereichen Verkehr, Wärme, Strom und Speicher.
Unsere Learnings – kurz und knapp
Keine Transformation ohne Status quo
Eine Transformation geht einher mit Zielen, die man sich als Unternehmen setzt, beispielsweise »Wir möchten bis zum Jahr 2045 klimaneutral sein«. Diese Ziele sollten jedoch unbedingt realistisch und validierbar sein, andernfalls droht man zu scheitern. Um sich realistische und validierbare Ziele setzen können, muss man jedoch zunächst seinen Status quo kennen. Es eignet sich, einen Key Performance Indicator (KPI) zu definieren, anhand dessen sich die Zielerreichung verfolgen und überprüfen lässt. Hat man den Ausgangswert des KPIs ermittelt, gelingt die Zielsetzung und die anschließende Validierung. Ziele, die nicht an einem KPI ausgerichtet sind, fallen einem früher oder später auf die Füße.
In jeder Krise steckt auch eine Chance
Das Wort »Krise« wird oft mit etwas Negativem assoziiert. In jeder Krise steckt jedoch auch eine Chance, die es zu ergreifen gilt! Sehe die Krise deshalb als positive Herausforderung auf dem Weg zum langfristigen Erfolg. Schließlich sind oftmals ganze Branchen dieser Krise ausgesetzt. Die Unternehmen, die diese Herausforderung besser meistern, gehen als Gewinner hervor.
Starte, bevor Du gezwungen wirst
Wir erachten es für essentiell, ins Tun zu kommen. Damit sollte nicht gewartet werden, bis man als Unternehmen durch Gesetze, Verordnungen oder Richtlinien dazu gezwungen wird. Dadurch fehlt einem die Möglichkeit, für die Umsetzung ausreichendes Know-how intern aufzubauen, weshalb die Umsetzung dann nur noch mit externen Beratern gelingt. Diese mangelnde Kompetenz sorgt für eine Abhängigkeit, die sich in den darauffolgenden Jahren nur noch schwer abbauen lässt. Aktuelle Beispiele sind hier die CSRD oder das LKSG. Als KMU ist man von diesen Verordnungen vielleicht erst in 2–3 Jahren betroffen, doch eine frühere Umsetzung lässt Fehler noch ungestraft zu, sodass man als Unternehmen daraus lernen und so wertvolles Know-how aufbauen kann.
Stakeholder mit an Bord nehmen
Wichtige Impulse gibt der direkte und persönliche Austausch mit unseren verschiedenen Anspruchsgruppen. Zu unseren wesentlichen Stakeholdergruppen zählen Lieferanten, Kundinnen und Kunden, weitere Geschäftspartner, Politik, Behörden, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen (NGOs), aber auch die eigenen Mitarbeiter/innen, Führungskräfte und die Vertriebsmannschaft. Um die Erwartungen und Anforderungen unserer wesentlichen Stakeholder zu identifizieren, werden regelmäßig Befragungen und Interviews durchgeführt und ausgewertet. Wir sind offen für Gespräche, den transparenten Austausch von Sichtweisen und Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit kritischen Themen. All dies sind für uns wichtige Voraussetzungen für eine stetige Weiterentwicklung.
Abschauen ist nicht verboten – der Wert von Netzwerken
Die Nachhaltigkeitstransformation wird geprägt sein von zahlreichen größeren und kleineren Herausforderungen. Vor diesen Herausforderungen stehen jedoch tausende von weiteren Unternehmen. Einige bewältigen diese Hindernisse und sind anschließend bereit, ihr Wissen zu teilen. Diese Wissensvermittlung passiert dabei oft in Netzwerken – regional und überregional. Netzwerke sind jedoch nicht nur dafür da, um Wissen »abzugreifen«. Im besten Fall tauscht man sich gemeinsam über aufkommende Herausforderungen aus und findet Wege, wie diese angegangen werden können. Netzwerke beruhen auf dem Prinzip des Nehmens und Gebens – dadurch ist die Mitgliedschaft oft auch mit keinen großen Gebühren verbunden. Das beste Beispiel sind hier wohl die IHK-Netzwerke!
Das Buch „ESG – Made in Germany: Nachhaltigkeit als Unternehmensstrategie für deutsche Familienunternehmen“
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