Löcher in der Dampfbremsfolie?

Immer wieder kommt es vor, dass sich Bauherrn bei uns melden, um Bedenken hinsichtlich eventuell vorhandener Durchdringungen in der Dampfbremsfolie anzusprechen.

Vor allem die durch  Klammern und Schrauben hervorgerufenen Löcher in der Dampfbremsfolie bei Holztafelbaukonstruktionen werden häufig hinterfragt und in diesem Zuge der bauphysikalische Funktionserhalt des betroffenen Bauteils in Frage gestellt.

Das Gerücht der Notwendigkeit einer vollständig verklebten und unperforierten Dampfbremsfolie hält sich immer noch hartnäckig. Schuld ist hierbei meist die Unwissenheit über die Funktion und Lage der einzelnen bauphysikalischen Ebenen in der Gebäudehülle. In diesem Zusammenhang wird die Funktion der Luftdichtheit und der damit verbundene Schutz vor konvektivem Feuchteeintrag, die Winddichtheit und der Feuchteeintrag durch Diffusion sehr häufig vermischt und verwechselt.

Über die Notwendigkeit und Pflicht zur Planung und Herstellung einer wind- und luftdichten Gebäudehülle wird bereits im Blogbeitrag “Die wind- und luftdichte Gebäudehülle“ hingewiesen. Die Winddichtheit verhindert das Durchströmen und Auskühlen der  Wärmedämmung durch die Außenluft, und ist auf der Außenseite der Dämmschicht angeordnet. Die Funktion der Luftdichtheit und Winddichtheit kann beispielsweise durch Plattenwerkstoffe sowie auch bahnenförmige Baustoffe realisiert werden, und liegen meist auf unterschiedlichen Ebenen. Spricht man hingegen von einer Dampfbremsfolie mit dem Einsatzzweck, die Konstruktion vor Feuchteeintrag (Tauwasser) durch Diffusion zu schützen, handelt es sich gänzlich um einen anderen bauphysikalischen Zusammenhang.

Warme Luft hat die Eigenschaft, unter Annahme der gleichen relativen Luftfeuchtigkeit mehr Feuchtigkeit aufnehmen zu können als kalte Luft. In der warmen Jahreszeit spielt dieser Sachverhalt eine untergeordnete Rolle, wohingegen sich in der Tauperiode (Winterzeit) ein Dampfdruckgefälle zwischen dem Innen- und Außenraumklima einstellt. Kurz gesagt hat die warme feuchte Luft das Bestreben, diesen Zustand auszugleichen und versucht nach außen zu gelangen, um einen Gleichgewichtszustand wieder herzustellen. Man spricht dann vom bauphysikalischen Prozess der Diffusion. Hierbei kann es dazu kommen, dass die gesättigte Luft durch das Auskühlen an der kalten Außenseite innerhalb der Bauteilkonstruktion kondensiert; es kommt zum Tauwasserausfall. Mit Hilfe eines rechnerischen Nachweis entsprechend DIN 4108-3 (Glaserverfahren) kann die Tauwasserfreiheit einer Bauteilkonstruktion nachgewiesen werden. Plattenwerkstoffe mit einem entsprechend hohen Dampfdiffusionswiderstand und Dampfbremsfolien werden maßgeblich dafür eingesetzt, um die Tauwasserfreiheit in der Konstruktion gewährleisten zu können.

Betrachtet man nun im Gegensatz dazu einzelne Fehlstellen in der Dampfbremsfolie (Löcher oder Leckagen), kann es hierzu zu keinem Tauwasserausfall innerhalb der Konstruktion kommen. Zwar kann die warme Luft nun partiell ungebremst in das Bauteil hinein diffundieren, verteilt sich jedoch wiederum auf einen vielfach größeren Bereich auf der Außenseite des Bauteils, sodass sich der Dampfdruck innerhalb des Gefaches gleichmäßig verringern kann. Holztafelbaukonstruktionen mit definierten bauphysikalischen Funktionsebenen sind im Stande, selbst größere Leckagen und Löcher in der Dampfbremsfolie problemlos zu verkraften, sodass im allgemeinen ein Schaden hiervon ausgeschlossen werden kann.

Schwörer Iso Plus Wand

Abschließend kann gesagt werden, dass konvektive Feuchteeinträge durch eine unzureichend geplante und mangelhaft ausgeführte luftdichte Ebene weitaus kritischer anzusehen sind gegenüber Feuchteeinträge durch Diffusionsvorgänge.

Wandaufbau ISO +:

  1. 30 mm Putzträgerplatte plus organischem Putz-System
  2. 16 mm zementgebundene Massivbaustoffplatte (oder vergleichbares Material)
  3. Schwörer-Synergietechnik
  4. Holzkonstruktion 60/240, 240 mm mineralische Wärmedämmung WLS 034 (ISO+ Wand)
  5. Feuchteschutz
  6. Holzkonstruktion 70/70, 60 mm mineralische Wärmedämmung WLS 034
  7. 16 mm Holzwerkstoffplatte, formaldehydfrei verleimt
  8. 9,5 mm Gipsbautafel
  9. Tapete
60 KOMMENTARE
von Manfred Hölz
22. Apr 2020, 08:18
Hallo Herr Tophoven,

wichtig ist tatsächlich zu verhindern, dass UV-Licht in den Dachspitz gelangt. Wie Sie das machen ist egal, Hauptsache wirksam. Es gibt Klebefolien, welche den UV-Anteil reduzieren, aber m.W. nicht verhindern können. Eine mehrlagige (und trotzdem recht dünne) Holzplatte wäre sicher auf die Dauer UV-Beständiger als eine Dämmplatte. Diese könnte man mit dauerelastischem Dichtstoff in den Fensterrahmen fixieren oder aber die harte Methode, seitlich je eine Leiste (Holz oder Kunststoff) an den Fensterrahmen schrauben.

Beste Grüße
Manfred Hölz
von Jens Tophoven
17. Apr 2020, 22:22
Hallo Herr Hölz,

Unser Dachboden ist aufgrund der geringen Raumhöhe nicht ausgebaut. Wir haben aber ein kleines Dachfenster im DG für den einfachen Zugang aufs Dach. Einer Ihrer Monteure hat uns auf das Problem von UV Licht, das auf die PE Folie trifft, hingewiesen und uns den Tipp gegeben eine Styroporplatte in den Fensterrahmen zu klemmen. Ist das bereits ausreichend?
Ausrichtung der Dachfläche ist Nordost, d.h. es trifft außer im Hochsommer nie die Sonne direkt aufs Fenster.
Wenn die Styroporplatte keine Abhilfe schafft, wäre eine innen aufgeklebte Hitzeschutzfolie eine Alternative? Oder hilft doch nur eine Beplankung mit Rigips?

Vielen Dank für die Information und viele Grüße
J. Tophoven
von Manfred Hölz
06. Jun 2019, 10:00
Hallo PJ,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Hierauf gibt es eine simple Antwort, welche Ihnen Ihr Bauleiter ausführlich erläutern wird. Dieser hat sich, wie er Ihnen am Samstag früh schon per Mail angekündigt hat, heute bei einem der Entwicklungsingenieure gemeldet und diese Thematik besprochen.

Mit freundlichen Grüßen
Manfred Hölz
von PJ
30. May 2019, 17:29
Und wie sollte man verfahren, wenn man mit der Auflattung in der Dachschräge mit jeder einzelnen Schraube die Dampfsperre verletzt und durchstoßen hat?
Es sind unzählige Schrauben (Hunderte über rund 40qm Fläche).

Die Schrauben waren schlichtweg zu lang.

Da hat man sicher schon ein größeres vor sich; oder sehe ich das falsch?
Die Folie sollte nun sicher getauscht werden?!
von Manfred Hölz
26. Feb 2019, 15:58
Hallo Alain,

den Worten meiner Vorredner ist nichts hinzuzufügen, wie man so schön sagt. Alles zum Thema steht in exakt diesem Blogbeitrag von Herrn Walcher und auch in den Kommentaren und Antworten in dieser Rubrik.

Beste Grüße
Manfred Hölz
von Alain
19. Feb 2019, 20:01
Guten Tag,

habe an eine Gipsplatte hinter welcher sich eine Dampfsperre befindet LED Profile montiert. Habe Gipsplattendübel von Fischer verwendet. Bin mir nicht sicher ob ich die Dampfsperre mit dem mitgelieferten Spezialdübel durchbohrt habe. Die Verwendeten Schrauben sind kleiner als der Dübel daher konnte hier nicht geschehen. Was wäre denn, gesetzt den Fall ich hätte dies, getan das schlimmste Szenario

Mit freundlichen Grüßen
Alain
von Daniel Schäfer
12. Mar 2018, 14:39
Guten Tag Herr Bülow,

für die Befestigung von Anbauteilen an Fassaden gibt es für SchwörerHaus-Kunden eine Anleitung im Kundenportal.
Wichtig hierbei ist die Bohrung im Putz beim Eindrehen der Schraube mit einem Fassadendichtstoff zu füllen und somit den Spalt um die Schraube abzudichten.

Da wir den Aufbau des Fassadensystems nicht kennen, können wir leider keine genauen Angabe machen, wie hier Befestigungen möglich sind.
Bitte fragen Sie hierzu bei Ihrem Haushersteller nach, da dieser die verwendeten Materialien und den Aufbau kennt und Aussagen zu technischen Möglichkeiten treffen kann.

Viele Grüße
Daniel Schäfer
von Maik Bülow
11. Mar 2018, 07:04
Hallo ...wir haben ein scanhaus gekauft bj 2005 und jetzt sagte der alte Besitzer mir das er die aussenlampe 3 Stück mit einer langen schraube bis ins Holz gebohrt hat (von aussen durch die dämmung ) und nun hab ich große sorge das Wasser Jahre lang eindringen konnte ...ist noch was zu retten ???
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