Immer öfters werden Bauherren durch die Medien oder Energieberater mit dem Thema Thermografie mittels Wärmebildkamera im Bauwesen konfrontiert.
Grundsätzlich kann zu Beginn gesagt werden, dass die Thermografie ein nützliches Hilfsmittel zur zerstörungsfreien Analyse der Gebäudehülle im Neubau sowie auch im Bestand hinsichtlich der thermischen Qualität ist.
Vor allem in Kombination mit weiteren Messverfahren, wie zum Beispiel der Luftdichtheitsmessung (Blower-Door-Test), können leicht Leckagen und thermische Schwachstellen in der Gebäudehülle visuell dargestellt werden. Jedoch muss an dieser Stelle auch ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass Thermografie Aufnahmen an Bauwerken oder Bauteilen von Gebäuden nicht selten nur „ungeeignete schöne bunte Bilder“ sind und deshalb zu Fehlinterpretationen führen!
Aus diesem Grund darf die Durchführung, Dokumentation und Auswertung infrarotthermografischer Messungen ausschließlich von geschulten Personen und Experten mit fachlich fundierten Kenntnissen und Erfahrung zur Bauphysik und Messtechnik durchgeführt werden.
Im Folgenden wird deshalb kurz und verständlich auf das Thema Bauthermografie eingegangen, um die Möglichkeiten und Grenzen dieses Messverfahrens aufzeigen zu können.
Die Thermografie macht sich die physikalische Eigenschaft zur Nutze, dass alle Körper in der Natur eine elektromagnetische Strahlung emittieren. Durch geeignete Messdetektoren kann diese Strahlung (in der Bauthermografie nutzt man den mittleren Infrarotbereich mit einer Wellenlänge von 8 – 12mm) auf der Oberfläche von den zu messenden Objekten in eine Temperatur umgerechnet werden und anschließend in ein „Temperaturbild“ (sog. Thermogramm) visualisiert werden.
Hierbei muss immer beachtet werden, dass eine Wärmebildkamera zum einen die ankommende Strahlung von der zu messenden Oberfläche aufnimmt und des weiteren auch indirekt die von der Oberfläche reflektierende Umgebungsstrahlung empfängt. Diese physikalische Gegebenheit muss bei der Analyse und Auswertung von Thermogrammen immer berücksichtigt werden um Fehlinterpretationen auszuschließen. Typischerweise spiegeln sich aus diesem Grund oft Gegenstände wie beispielsweise Personen oder Heizkörper in den Glasscheiben von den Wärmebildaufnahmen.
Grundvoraussetzung für die Bauthermografie ist eine möglichst große und konstante Temperaturdifferenz (> 15K) zwischen der Innen- und Außentemperatur. Im Allgemeinen wird hiervon ausgegangen, wenn über einen längeren Zeitraum von mindestens 24h dieses Temperaturkriterium erfüllt wird und das Gebäudeinnere gleichmäßig beheizt wird um einen quasi stationären Zustand zu erreichen. Von besonderer Bedeutung sind für Außenthermografien zudem die Wetterbedingungen. Regen, Schnee, Nebel und stärkere Winde verfälschen die thermografischen Aufnahmen und das Ergebnis erheblich. Des weiteren müssen bauthermografische Aufnahmen im Außenbereich in den frühen Morgenstunden vor Sonnenaufgang und am besten noch bei bedeckten Himmel erfolgen. Diese idealen Bedingungen lassen sich in der Praxis oft nicht realisieren. Aus diesen Gründen sollte die Außenthermografie in der Regel nur als orientierende Messung angesehen werden, und um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, noch mit einer Innen-Thermografie ergänzt werden. Thermografieaufnahmen im Innenbereich weisen den Vorteil einer geringeren Störanfälligkeit auf und ermöglichen auch Aussagen bei hinterlüfteten Fassaden.
Die Messergebnisse einer bauthermografischen Aufnahme werden darüber hinaus noch durch weitere Faktoren beeinflusst. Über diese Berichte ich im zweiten Teil.